PET-Flaschen sind nachhaltiger als Glasflaschen?!

PET-Flaschen sind nachhaltiger als Glasflaschen?!

19.05.2021 von Emma Christa

Nachhaltigkeits-Check

Pfandflaschen - Was ist die beste Alternative?

Mehrweg, Einweg, Pfand oder doch keins? – Das deutsche Pfandsystem

Bei unserem Getränkeeinkauf begegnen wir einer großen Auswahl an Flaschen. Glasflaschen, PET-Flaschen, Flaschen mit Pfand und Flaschen ohne Pfand. Es gibt alle möglichen Varianten. Pfandflaschen, egal ob Einweg- oder Mehrweg, erkennt man am entsprechenden Logo. Für Mehrwegflaschen zahlt man ein Pfand von 0,15 € bzw. 0,08 €. Für Einwegflaschen beträgt das Pfand in der Regel 0,25 €.

Welche Einwegflasche ein Pfand bekommt regelt das Verpackungsgesetz. Die Zuordnung ist nicht nur vom Gefäß, sondern auch vom Inhalt abhängig. So bekommen z.B. Frucht- und Gemüsenektare mit Kohlensäure ein Pfand, Nektare bzw. Säfte ohne Kohlensäure dagegen keines. Auch Milch oder Milchmischgetränke von min. 50 % Milchanteil sowie Wein- und Sekt sind derzeit ebenfalls vom Pfand ausgenommen. Mit einer Novelle des Verpackungsgesetzes soll ab 2022 diesem Wirrwarr übrigens ein Ende gesetzt werden. Ab nächstem Jahr sollen alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff verpflichtend ein Pfand erhalten.

2015 wurden rund 720 Mio. Flaschen und Dosen nicht zurückgegeben. Diese Flaschen werden meist über den Restmüll entsorgt und verbrannt (4 %). Während die Allgemeinheit die Kosten für die Entsorgung von wilden Müllablagerungen tragen muss, behalten die Abfüller das Pfandgeld (sogenannter Pfandschlupf) für sich. Dieser betrug im Jahr 2015 rund 180 Mio. €. Zusätzlich brachte der Verkauf von PET-Ballen dem Handel 48 Mio. € ein.

 

Die „nachhaltigen“ PET-Einweg-Flaschen

Große Supermärkte machen derzeit Werbung mit ihren „nachhaltigen“ PET-Einwegflaschen. Demnach soll aus jeder zurückgegebenen Flasche eine Neue hergestellt und somit Ressourcen wie Erdöl eingespart werden. Doch stimmt das überhaupt?

Tatsächlich kann man nicht von einem geschlossenen Kreislauf sprechen. Der größte Teil der zurückgegebenen Flaschen werden für die Produktion von Fasern, Folienprodukten oder Flaschen im Non-Food-Bereich (z.B. für Spülmittel) verwendet. Lediglich ca. 34 % der gesammelten PET-Ballen finden Verwendung für die Produktion von neuen Flaschen. Die Flaschen werden zu durchschnittlich rund 72 % aus Neumaterial hergestellt. Dazu muss Erdöl abgebaut werden, was sehr oft mit negativen Umweltauswirkungen in Verbindung steht. Bereits auf dem Weg vom Ballen zum einsatzfähigen Produkt gehen durch Produktreste, Auswaschungen u.Ä. min. 25 % des Materials verloren.

 

Aber können PET-Flaschen trotzdem gut für die Umwelt sein?

Bei der Betrachtung welche Flasche jetzt die beste Alternative ist, müssen mehrere Gesichtspunkte mit einbezogen werden.

Einwegflaschen mit Mineralwasser werden mit rund 450 km Transportstrecke fast doppelt so weit transportiert wie Mineralwasser aus der Mehrwegflasche. Das liegt daran, dass es weniger Einwegabfüller gibt, die tendenziell aber größer sind.

Glas ist viel schwerer als PET. Somit sorgen Glasflaschen vor allem bei längeren Transportwegen für mehr CO2 -Ausstoß. Dafür können Glasflaschen aber bis zu 50-mal wiederbefüllt werden und anschließend (nahezu unbegrenzt) wieder eingeschmolzen und für die Herstellung neuer Flaschen genutzt werden. Dabei wird zudem der Energieverbrauch gesenkt. Denn jedes Prozent an Scherbenzugabe senkt den Energiebedarf um 0,2 – 0,3 %. So können rund 25 % der eingesetzten Energie gespart werden. Mehrwegflaschen aus PET hingegen können bis zu 25-mal wieder befüllt werden.

In sogenannten Ökobilanzen werden diese und weitere Gesichtspunkte betrachtet und bewertet. Durchgeführte Ökobilanzen belegen, dass Mehrwegflaschen deutlich ökologischer sind als Einwegflaschen. Dabei schneiden Mehrwegflaschen aus PET etwas besser ab als diejenigen aus Glas.

PET Flaschen sind demnach also tatsächlich nachhaltiger als Glasflaschen. Aber nur, wenn diese Mehrwegflaschen sind. 

 

Fazit

Am nachhaltigsten ist es immer noch Leitungswasser zu trinken und dieses gegebenenfalls in wiederverwendbare Flaschen abzufüllen. Somit werden unter anderem weite Transportwege vermieden. Wer Wasser mit Kohlensäure bevorzugt, kann sich dieses dank verschiedener Hersteller auch selbst zu Hause herstellen.

Ansonsten lässt sich sagen: Mehrweg ist definitiv immer besser als Einweg. Die Entscheidung ob Mehrwegflasche aus Glas oder PET ist jedem selbst überlassen. Denn ob Hormone, Mikroplastik oder andere Stoffe im Wasser aus PET-Flaschen enthalten sind ist nicht klar. Hierzu gibt es keine eindeutigen Studien. Der aktuelle Stand ist, dass die enthaltenen Mengen alle unter den Grenzwerten und Gesundheitsrisiken liegen. Wer trotzdem auf „Nummer Sicher“ gehen möchte ist mit Glasflaschen besser bedient. Bei der Nutzung von Glasflaschen sollte außerdem darauf geachtet werden, sogenannte Poolflaschen (herkömmliche, weitverbreitete Flaschenformen, siehe Bild 3 v.r.) zu bevorzugen. Diese Flaschen müssen nicht zum ursprünglichen Abfüller zurückgebracht werden. Somit verringern sich die Transportwege. Individualflaschen (1 und 2 v.r.) dagegen können meist nur von einem einzelnen Unternehmen genutzt werden.

Wer Pfandflaschen kauft sollte diese immer zurückbringen. Egal aus welchem Material. Denn die sortenreinen Kunststoffe und Gläser können definitiv besser recycelt werden. Außerdem schmeißt man sonst nur sein Geld weg.

 

 

Quellen:

Deutsche Umwelthilfe: FAQs Klassische Getränkeverpackungen (06.02.2019)
NABU: Pfandschlupf, Das Geschäft mit dem Einwegpfand
Getränke Zeitung: Pfandpflicht auf alle PET-Einwegflaschen und Dosen (20.01.2021)
AK Mehrweg GbR: Ökobilanzen
Utopia: Wie gesund ist Wasser aus Plastikflaschen? (22.06.2020)

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